Paula Lambert über den Hafen der Ehe
Heiraten: Ja oder nein?
"Kommst du?" - die Kolumne von Paula Lambert lest ihr wöchentlich neu, hier auf sixx.de. Paula Lambert, bekannt aus der sixx-Sendung "Paula kommt" oder "Paula kommt ... am Telefon", beschäftigt sich in ihrer Kolumne jede Woche mit einem aktuellen oder brisanten Thema rund um Frauen, Männer, Sex, Liebe, Lust und Beziehung. In dieser Kolumne geht's um die Vor- und Nachteile des Heiratens.
Am Samstag ist Tag der Ehegatten. Ich nehme an, das bedeutet, dass man seinen Ehepartner besonders lobpreisen soll, was insofern passend ist, als das sich die meisten Leute sehr häufig streiten, sobald sie verheiratet sind. Mein Nachbar hat einmal zu mir gesagt: „Ich heirate auf keinen Fall. Bei allen, die ich kenne, ist die Beziehung danach in die Brüche gegangen.“ Ich habe lange darüber nachgedacht, ob er Recht hat. Bei mir war es so, bei ein paar meiner Freunde auch, aber man weiß natürlich im Nachhinein nicht, ob die Beziehung nicht sowieso kaputtgegangen wäre, auch ohne Ja-Wort.
Es hängt natürlich auch davon ab, warum man heiratet. Viele warten sehnsüchtig auf einen Antrag, weil sie das Gefühl haben, damit ein Lebensziel abgehakt zu haben, dass ihnen das Überleben garantiert. Nicht umsonst heißt es, „in den sicheren Hafen der Ehe“ schippern. Dieser Spruch entsprach ja auch einmal der Wahrheit. Vor langer Zeit, als Frauen noch nicht arbeiten durften, blieb einem nichts anderes übrig, als zu hoffen, einen solventen Lebenspartner zu finden oder im Zweifel ins Kloster zu gehen, auch dort wurde für einen gesorgt. Liebe war wünschenswert, aber Geld war eigentlich unverzichtbar.
Gift für eine Ehe: Erwartungshaltung
Es gibt auch heute noch Fans der arrangierten Ehe und es kann sein, dass das Konzept in Zeiten des Überflusses auf allen Ebenen durchaus seine Vorteile haben kann. Denn das tödlichste Gift für eine Ehe ist etwas, dass sich Erwartungshaltung nennt. Erwartungshaltung ist wie ein Bandwurm, der sich als winzige Larve im Darm festsetzt und über die Zeit zu einer monströsen Kreatur heranwächst, die mit unendlichen Appetit alles verzehrt, was einmal gut und schön war. Wer erwartet, dass ein anderer Mensch das eigene Sein bis zur Glückseligkeit aufwertet, der kann nur bitter enttäuscht werden.
Zu heiraten ist ein schönes und sehr romantisches Zugeständnis an die Liebe. Aber wie alles in diesem Bereich sollte man auch die Ehe und ihre Funktion mit wachem Auge betrachten. Verheiratet zu sein, bietet eine Vielzahl rechtlicher und meist auch steuerlicher Vergünstigungen. Sie macht eine Beziehung dennoch nicht einfacher und die Kommunikation innerhalb der Beziehung nicht automatisch unkomplizierter.
Auch Eheleute bleiben die Individuen, die sie zuvor waren und ich hoffe, dass das allen Beteiligten klar bleibt. Nichts ist schädlicher für die eigene Selbstentwicklung, als sich abhängig zu machen von der Zuneigung eines anderen.
Nicht heiraten sollte demnach, wer sich:
- alleine unvollständig fühlt
- nur handlungsfähig fühlt, wenn ein Partner zur Seite steht
- ständig mit anderen vergleicht und glaubt, dass das Glück auch dann kommen würde, hätte man nur ebenfalls einen solchen Partner/Figur/Job....
Heiraten sollte, wer:
- sich auch ohne Partner gut fühlt, aber gerne die Liebe mit einer schönen Zeremonie feiern möchte
- weiß, dass Beziehung Arbeit bedeutet
- keine übersteigerte Erwartungshaltung in Sachen „Für immer und ewig“ hat
Egal, wie du dich entscheidest: Das Wichtigste ist immer, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle ernst zu nehmen. Und ja, auch die des Partners, selbst wenn es einem manchmal nicht schmeckt, was der andere sich wünscht. Dann ist nämlich jeden Tag Ehegattentag.
Alles Liebe,
Paula